Böse
Meine Frau Veronika (51) hat Krebs. Brustkrebs, oder auch Mammakarzinom. Sie ist damit bei den 12,5% der Frauen, die im Lauf Ihres Lebens an dieser tückischen Erkrankung leiden. In unser Leben kam der Krebs im Herbst 2017, unsere Tochter Sonja war damals gerade vier Jahre alt, ein aufgewecktes, quirliges und bisweilen sehr forderndes Mädchen. Meine Frau war gerade 45 und führte die Verhärtung in der linken Brust auf eine Verspannung zurück. Nach dem Routinetermin bei ihrem Gynäkologen an einem Montag im November begann für uns die Parallelwelt, von der wir glaubten, sie sei etwas für die anderen, aber niemals für uns. Tastbefund, Ultraschall, ein paar Tage später Stanzbiopsie, banges Warten auf das Resultat (gutartig oder bösartig) und an einem Mittwochvormittag dann die Gewissheit. Wir hatten vereinbart, dass Veronika mir per SMS
einfach das Wort "gut" oder "böse" schreiben würde. Da standen die vier Buchstaben auf dem Handydisplay. Wie ein Faustschlag ins Gesicht, der uns aus der heilen Welt ohne ernstzunehmende gesundheitliche Probleme reißen sollte.
Wir waren also auf er falschen Seite der Statistik angekommen, bei den etwas über zehn Prozent, die eben betroffen waren. Gleich ein weiteres Mal waren wir einige Tage später auf der falschen Seite der Statistik: Die histologische Untersuchung ergab die ganz große A-Karte: triple-negatives Mammakarzinom, ein Subtyp mit erhöhter Aggressivität und Therapieresistenz. Es sollte nur eine starke Chemotherapie helfen, mit allen bekannten Nebenwirkungen. In den folgenden Jahren waren wir immer auif der falschen Seite der Statistik: nur teilweises Ansprechen der Chemotherapie, nach zwei Jahren im Sommer 2020 der Rückfall - Mediziner sagen dazu Rezidiv - und immer wieder Chemo- und Antikörpertherapien, die eben nicht so ansprachen wie erwartet.
Das alles ereignete sich vor fast sechs Jahren. Heute, fast sechs Jahre später, liegt meine geliebte Frau auf der Palliativstation der Göttinger Uniklinik und wird nie wieder nach Hause zurückkehren, weil sie durch den Krebs zu sehr geschwächt ist. Ich bin seit dem 27.6 quasi alleinerziehender Vater und wir wissen, dass meine Frau und Sonjas Mutter in wenigen Wochen sterben wird.
Es tut mir einfach nur unendlich leid und ich fühle mit euch. Mit dir bzw ihnen und Sonja. Ich wriss ich wiederhole mich doch ich wünsche unendlich vile Kraft
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