Tag 145: Rituale
Rituale - so erklärt es das Lexikon - können weltlicher oder religiöser Art sein, sie verlaufen nach vorgegebenen Regeln und sind Teil des menschlichen und gesellschaftlichen Miteinanders: Sie geben Halt und Orientierung und ich halte sie gerade in der heutigen optimierten Highspeed-Welt für eine wichtige mentale Stütze. Trauerfeiern, Totenmessen, Beerdigungen und Urnenbeisetzungen gehören ebenso dazu wie das Essengehen danach. (Manche sagen dazu Leichenschmaus, ich finde das Wort etwas gruselig, weil es mich immer an Kannibalismus denken lässt.) Aber nicht nur im Zusammenhang mit dem Lebensende begleiten uns Rituale.
Der Dezember ist ungewöhnlich schneereich über das Land hergefallen und mit ihm der Showdown dieses Jahres 2023: In wenigen Wochen sind die dunkelsten und kürzesten Tage des Jahres, wir feiern die glühweingetränkte nachträglich christianisierte Wintersonnwende, ehe 2023 unter lautem Feuerwerkdonner auf das Abstellgleis namens Vergangenheit geschoben wird. Neues Jahr, neues Glück? Auch hier ritualt es demnächst überdurchschnittlich oft. Ehrlich gestanden, ich fühle mich nicht so recht bereit für das ganze Programm: Ich habe arrangiert und organisiert, beantragt und veranlasst um Sonjas und mein "Leben 2.0" auf die rechte Bahn zu lenken. Und doch: Noch immer kenne ich mich in unserem Haus nicht aus, weil ich nun mal nicht der Hausmann war. Meinetwegen könnte morgen schon der 2. Januar 2024 sein und nicht der 2. Dezember 2023.
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